Kinderwohngemeinschaft Mücheln Wenn Mama Hilfe braucht

Krumpa -

Jennifer ist 20 und stolze Mama vom kleinen Leon Chiron. Mit ihrem 14 Monate alten Sohn lebt die junge Frau seit einem Monat in Krumpa. Die dortige ehemalige Sparkassen-Filiale ist heute im Besitz der Kinderwohngemeinschaft, Tagesgruppe und Jugend-WG „Am Schlosspark“ GmbH Mücheln. Sie hat hier fünf neue Arbeitsplätze geschaffen und ihr Angebot erweitert mit einer Wohngruppe für Klein- und Vorschulkinder sowie Mutter-Vater-Kind-Plätzen. Einen hat Jennifer bekommen.

Die 20-Jährige erzählt, dass sie hier ist, um das Mama-Sein zu lernen. Ihr Freund, gleichzeitig der Vater ihres Kindes, sei wegen Ausbildung und Arbeit oft unterwegs gewesen. Ihre Mutter lebt in einer anderen Stadt. Da suchte sich Jennifer, die sich in vielen Dingen unsicher fühlte, Hilfe beim Jugendamt. Nach einem Gespräch mit Maren Köhler, der Leiterin der Kinderwohngemeinschaft, zog sie für unbestimmte Zeit nach Krumpa. Die junge Mama, die Kinderwohngemeinschaft und das Jugendamt werden entscheiden, wann der Zeitpunkt gekommen ist, wieder ihr eigenes Leben zu führen.

Kinderwohngemeinschaft Mücheln: Kevin darf sie täglich besuchen und am Wochenende auch mal über Nacht bleiben

Sie fühle sich wohl und komme gut zurecht, sagt Jennifer, die mit ihrem Sohn ein Zimmer und mit maximal vier weiteren jungen Müttern oder Vätern Wohnzimmer und Küche teilt. Auch Kevin muss auf seine kleine Familie nicht verzichten. Er darf sie täglich besuchen und am Wochenende auch mal über Nacht bleiben. „Wir suchen gerade eine Wohnung für uns“, erzählt Jennifer von ihren Plänen für eine gemeinsame Zukunft.

Die fünf Mutter-Vater-Kind-Plätze könnten nach Absprache mit dem Jugendamt von hilfesuchenden Minder- oder Volljährigen mit Kindern bis zu sechs Jahren aus ganz Deutschland bei familiären oder sozialen Schwierigkeiten belegt werden, sagt Maren Köhler bei einem Rundgang durchs Haus. Bedarf und Aufenthaltsdauer seien seit dem ersten Einzug im April 2016 unterschiedlich.

Ziel der Kinderwohngemeinschaft Mücheln: Gefühl der Geborgenheit und des Aufgehobenseins bekommen

Ziel der Unterbringung sei es, das Gefühl der Geborgenheit und des Aufgehobenseins zu bekommen, in der Mutter- oder Vaterrolle anzukommen, den Alltag organisieren zu lernen und natürlich den richtigen Umgang mit den Kindern. Dafür müssten auch Regeln beachtet werden. So gehörten putzen, kochen und Müll rausbringen zu den Pflichten.

Einrichtung seit 25 Jahren

Die Kinderwohngemeinschaft, Tagesgruppe und Jugend-WG „Am Schlosspark“ GmbH Mücheln besteht 25 Jahre. Maren Köhler, eine ausgebildete Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, ist seit Ende 2015 Leiterin der Einrichtung. Hier gibt es sowohl Heimplätze als auch die Arbeit in Tagesgruppen sowie ambulante Angebote für die Familien daheim. Bisher gehörten die drei Häuser „Mühle“, „Scheune“und „Schäferei“ in Mücheln mit Wohngruppen, Heim- und Tagesgruppenplätzen dazu.
Jetzt gibt es zusätzlich das Gebäude in Krumpa. 52 Mitarbeiter kümmern sich um die Kinder und Jugendlichen. Maren Köhler setzt in ihrem Konzept auf eine traumapädagogische Spezialisierung, abgerundet durch tiergestützte sowie Erlebnis- und Naturpädagogik. Weil das eine noch intensivere Betreuung der Kinder mit mehr Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten bedeutet, wurden die bestehenden Plätze reduziert. Deshalb wurde nach einem Objekt für die Erweiterung der Einrichtung gesucht und in Krumpa gefunden. (dd)

Erzieher sind laut ihrer Auskunft natürlich im Schichtsystem 24 Stunden am Tag vor Ort. Sie helfen unter anderem bei der Suche nach einem Kindergarten-Platz, wenn Mama oder Papa die Schule beenden, eine Ausbildung machen oder arbeiten gehen.

Mücheln: Umbau der früheren Sparkasse zu einer Wohngruppe für vier Klein- und Vorschulkinder

Während die Mutter-Vater-Kind-Plätze relativ schnell und unkompliziert in den vorhandenen Wohnungen im Obergeschoss des Gebäudes eingerichtet waren, dauerte der Umbau der früheren Sparkasse im Erdgeschoss zu einer Wohngruppe für vier Klein- und Vorschulkinder etwas länger.

„Neue Wände wurden eingezogen, zusätzliche Fenster eingesetzt, neue Leitungen verlegt“, sagt Maren Köhler. Sie zeigt zum Beispiel den ehemaligen Tresorraum, der heute ein Kinderzimmer beherbergt. Den Arbeiten vorausgegangen waren ihr zufolge umfangreiche Gespräche mit dem Jugendamt über den Bedarf an Hilfeleistungen.

Zu diesem Bedarf gehörte ein Platz für eine Inobhutnahme von Babys oder Kleinkindern aus dem gesamten Saalekreis, den die Kinderwohngemeinschaft ebenfalls neu geschaffen hat. Die insgesamt fünf Wohngruppen-Plätze können in den nächsten Tagen erstmals bezogen werden. (mz)

 

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